Öko-Tipp: Textilien färben mit Kochabfällen

26. Mai 2020 | Klima und Energie (BW), Suffizienz, Nachhaltigkeit

Um seinem langweiligen T-Shirt oder dem ausgebleichten Vorhang ein frischeres Aussehen zu verleihen, muss niemand zur Chemie greifen. Unser Öko-Tipp zeigt, wie Sie vermeintlichen Abfall zum Einfärben nutzen können.

Geknotete Textilien ergeben schöne Batik-Muster. Da Farbstoffe wasserlöslich sind, wird das Färbemittel der Wahl einfach in einem rostfreien Topf mit ausreichend Wasser aufgekocht.  (Ilkay Karakurt)

Stoffe mit Pflanzen zu färben, kostet fast nichts und schont die Umwelt. Außerdem hat das Färben mit Naturfarben eine Jahrhunderte alte Tradition, die zumindest in Europa im Mittelalter begann. Die drei kultivierten Hauptfarben stammten aus Färber-Waid (Deutscher Indigo), Gelbkraut (auch echter Wau oder Färber-Resede genannt) sowie Färber-Krapp für Rottöne, da diese Pflanzen zuverlässige und helle Primärfarben produzieren.

Neue Farbe dank Küchenabfällen, Saatgut und Wurzeln

Man kann zwischen dreierlei pflanzlichen Färbe-Arten differenzieren: Färben mittels Küchenabfällen (Zwiebel- und Avocadoschalen, Kaffeesatz, Kohl, Bohnen), unter Verwendung von Saatgut (wie schon im Mittelalter) und anhand von in der Wildnis gesammelten Färbematerialien wie Baumrinde, Früchte, Blattpflanzen und Wurzeln.

Da natürliche Färbemittel nur an natürlichen/organischen Stoffen haften, wird zuweilen auf Beizenmittel zurückgegriffen. Die Fasern werden hierbei vor dem Färbeakt gebeizt, also in metallsalzhaltige Lösung getränkt und somit geöffnet. Dieses Prozedere fixiert nicht nur die Farbe, sondern modifiziert und intensiviert sie gegebenenfalls. Ein gängiges und schonendes Beizenmittel ist Alaun ( Kaliumaluminiumsulfat).

Fasern beeinflussen das Farbergebnis

Chemiefasern wie Nylon und Polyester sind anders zu behandeln als die hier bevorzugten pflanzlichen oder tierischen Naturfasern. Man unterscheidet zwischen Zellulosefasern (unter anderem Baumwolle, Leinen, Ramie/Chinagras und Bambus) und Proteinfasern (wie Wolle, Alpaka, Kaschmirwolle und Seide). Besonders ungebleichte oder weiße, weitestgehend unbearbeitete Textilien eignen sich zum Färben mit natürlichen Mitteln. Wolle und Seide sind hitzeempfindlicher, nehmen aber mehr Farbe auf. Zellulosefasern sind hingegen robuster und verkraften auch höhere Temperaturen.

Färben mit Kaffee und Bohnen

Was schon bei Ostereiern funktioniert, macht auf Textilien noch mehr Spaß: Durch gesammelte Küchenabfälle kann mit ein bisschen Hitze, Zeit und Kreativität wunderbares Neues entstehen.

Folgende "Abfälle" können zum Beispiel als Färbemittel genutzt werden, wobei das Endergebnis variiert, je nach dem, ob die Fasern vorher gebeizt wurden oder nicht (ungebeizt versus gebeizt):

  • Kaffeesatz (blasses Braun versus grau)
  • Gelbe Zwiebelschalen (ocker versus braun)
  • Rote Zwiebelschalen (khaki versus braun/schwarz)
  • Schwarztee (braun versus grau/schwarz)
  • Rote Beete (rosa)
  • Rotkohl (hellblau)
  • Schwarze Bohnen (grau)

Färben mit Pflanzen

Wen nun das Batik-Fieber gepackt hat, kann sich auch überlegen, färbende Pflanzen im Garten anzubauen oder einfach beim nächsten Spaziergang durch die Natur mit einem Pflanzenbuch bestückt Färbemittel wie Baumrinde, Früchte, Wurzeln, Blüten und Blätter zu sammeln. Es gilt: "Kenne die Pflanze!" und achtsames Pflücken – vorzugsweise einzelne Blätter mehrerer Pflanzen und Rinde von am Boden liegenden Ästen.

  • Adlerfarn (braun/gelb-grün versus braun/grau)
  • Sauerampfer (braun/gelb-grün versus braun/grau)
  • Brennnessel (gelb-grün, khaki versus grau/braun)

So färben Sie Textilien

Da Farbstoffe wasserlöslich sind, wird das Färbemittel der Wahl einfach in einem rostfreien Topf mit ausreichend Wasser aufgekocht und eine Stunde oder für intensivere Farbe über Nacht stehen gelassen. Mit Sieb und Kelle bestückt kann anschließend das Färbemittel ausgedrückt und beiseite gelegt werden, sodass das gefärbte Wasser fürs Batiken eingesetzt werden kann.

Um besonders schöne Muster zu färben, gibt es viele Methoden vom Abbinden, Klemmen, bis hin zum Knoten, Pressen und Nähen. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Das Färbegut (vorzugsweise Naturfasern) sollte vor dem Färben tropfnass sein und mitsamt einem Schuss Essig und Farbbad für weitere Stunden köcheln. Anschließend gründlich mit warmem Wasser ausspülen und schonend waschen. Es empfiehlt sich zudem, die Färbeutensilien nicht mehr fürs Kochen zu verwenden und auf genügend Luftzufuhr im Raum zu achten.

Die Färbetechnik kann zu Deko-Zwecken auf Tüchern (zum Beispiel in Stickrahmen) angewandt werden, für Platzdeckchen, Wolle, Bettwäsche, Vorhänge und vieles mehr. Zum anderen können Sie damit auch Kleidungsstücken einen neuen Pfiff verleihen.

Aufbewahrung der Naturfarbe

Blätter, Beeren, Blumen und Schalen können kurzerhand eingefroren oder luftgetrocknet werden. Hierbei ist es ratsam, das Material nicht der direkten Sonne auszusetzen, da die Wirkung sonst nachlässt. Auch Schraubgläser und Papiertüten eignen sich zur Konservierung.

Zudem kann der bereits verwendete Färbesud luftdicht abgefüllt und für die nächste Runde aufbewahrt werden.

     

Übrigens: Sollte die Wahl doch mal auf gekaufte Textilfarben fallen, sollte darauf geachtet werden, dass sie mit dem GOTS-Siegel versehen sind, das für Global Organic Textile Standard steht.

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