BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Rekord bei den Naturschutztagen: 1.400 Besucher*innen

07. Januar 2018 | Artenschutz (BW), Biotopverbund (BW), Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Naturschutzpolitik (BW), Schmetterlingsland (BW)

Ministerpräsident Kretschmann erteilt Aquakulturen im Bodensee klare Absage. Lob und Kritik für die Umwelt- und Naturschutzpolitik von Grün-Schwarz

Aus der Vogelperspektive Blick auf die Bühne  (Frank Müller / BUND BW)

Die 42. Naturschutztage am Bodensee sind heute (7. Januar 2018) zu Ende gegangen. 1.400 Naturschützer*innen haben sich an vier Tagen in 40 Vorträgen, Workshops und Exkursionen über den Schutz von Umwelt und Natur im Milchwerk Radolfzell informiert. Eines der Hauptthemen war das Insektensterben und seine Ursachen. Winfried Kretschmanns Vortrag über Biodiversität und der Protest der Naturschützer*innen gegen die geplanten Felchenmast-Anlagen im Bodensee waren Höhepunkte der Veranstaltung. Die Landesvorsitzenden von BUND und NABU in Baden-Württemberg, Brigitte Dahlbender und Johannes Enssle, ziehen eine positive Bilanz.

„Der neue Rekord der Teilnehmer*innen-Zahl von 1.400 zeigt, wie wichtig Natur- und Umweltschutz sind. Die Naturschutztage haben sich zu einem festen Termin für Naturschützer*innen aus dem gesamten süddeutschen Raum und darüber hinaus entwickelt. Die Veranstaltung dient dem Austausch und der Fortbildung ehrenamtlich und beruflich aktiver Menschen im Umwelt- und Naturschutz. Das bei den Naturschutztagen erworbene Wissen fließt direkt in die unverzichtbare Arbeit dieser Menschen im ganzen Land“, erklären Brigitte Dahlbender und Johannes Enssle. Auf dem Programm standen spannende und inhaltsreiche Vorträge – von Suffizienz über neue Mobilität bis hin zu Artenschutz – sowie Workshops und Exkursionen.

Lob für die Naturschutzpolitik unter Kretschmann

Einer der Höhepunkte war der Vortrag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zur biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg. „Seinen Besuch und seinen Vortrag bewerten wir als große Anerkennung für den ehrenamtlichen Natur- und Umweltschutz in Baden-Württemberg“, erklärt NABU-Landeschef Johannes Enssle. In seinem Vortrag bezeichnete Winfried Kretschmann das Verschwinden der Arten als eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit, die nicht nur eine grüne Spielwiese sei, sondern eine Menschheitsaufgabe. „Wir sind froh, dass unser Ministerpräsident den Erhalt der Artenvielfalt als eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit erkannt hat und entsprechend handelt“, so Enssle.

Dass nach Jahren des Personalabbaus die Regierung Kretschmann neue Stellen im Natur- und Umweltschutz schafft und die Finanzmittel für den Naturschutz deutlich aufstockt, bewerten die Verbände als sehr positiv. „Bei der Podiumsdiskussion der Naturschutztage 2016 mit den Fraktionsspitzen von Grünen, SPD und CDU haben BUND und NABU eingefordert, die Mittel für den Naturschutz deutlich zu erhöhen. Edith Sitzmann, die damals Fraktionsvorsitzende der Grünen war und heute Finanzministerin ist, hat ihr Wort gehalten“, sagt Brigitte Dahlbender. „Dafür sind wir sehr dankbar.“

Kretschmann gegen Aquakulturen im Bodensee

Auf Nachfrage aus dem Publikum sprach sich Kretschmann klar gegen Aquakulturen im Bodensee aus. Er verdeutlichte, dass der Bodensee das Trinkwasser für Millionen Menschen liefere. Da würde man nicht herumexperimentieren. Er versicherte, dass man davon ausgehen könne, dass das Projekt Felchenzucht nicht kommen werde. Es spräche zu viel dagegen. Die Naturschützer*innen von BUND und NABU hatten am Freitag in einer Aktion und mit einer Resolution gegen die Pläne demonstriert. Dahlbender begrüßt die Absage des baden-württembergischen Ministerpräsidenten: „Die Absage an die Aquakulturen im Bodensee von Ministerpräsident Kretschmann ist eine sehr gute Nachricht für den Naturschutz am Bodensee und für die Gesundheit der Menschen in Baden-Württemberg.“

Auch für das 36 Millionen Euro schwere „Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ erntete Kretschmann vom Publikum Anerkennung. Das Sonderprogramm wurde mit dem Doppelhaushalt 2018/2019 im Dezember im Landtag verabschiedet.

Nachsteuern bei Pestiziden

Allerdings fordern die Verbände, bei der Strategie zur Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft noch nachzusteuern. „Der Strategie der Landesregierung zur Reduktion von Pestiziden fehlt der Biss, denn sie definiert keinerlei messbare Ziele. Die geplanten Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, um das Insektensterben wirklich aufzuhalten. Das Land weiß nicht einmal, wie viele Pestizide auf unseren Äckern und Wiesen derzeit eingesetzt werden, obwohl die landwirtschaftlichen Betriebe darüber minutiös Buch führen müssen“, so die beiden Landesvorsitzenden. BUND, NABU und andere Verbände fordern, dass der Pestizideinsatz in Baden-Württemberg bis 2025 mindestens halbiert wird.

„Auch fehlt das Ziel, auf landeseigenen Flächen komplett auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten. Das wäre eine schnelle und einfach umzusetzende Maßnahme. Doch offenbar gibt es innerhalb der Landesregierung Bremser bei diesem Thema“, so Enssle und Dahlbender.

Ehrung: Thielcke-Naturschutzpreis zum 10. Mal verliehen

Der Gerhard-Thielcke-Naturschutzpreis ging 2018 in den Breisgau. Geehrt wurde Frank Baum für seine Lebensleistung im Umwelt- und Naturschutz. Seit den 1970er Jahren ist Baum für den Naturschutz und in der Anti-Atom-Bewegung aktiv. Baum dankte in seiner Rede seinen langjährigen Mitstreitern und Ehrenamtlichen „Alleine wird man es im Umwelt- und Naturschutz nicht schaffen. Man braucht Teams, Freunde und Mitstreiter.“ Der Preis wurde zum zehnten Mal durch den BUND Baden-Württemberg verliehen und ist mit 1.000 Euro dotiert.

Die 43. Naturschutztage am Bodensee finden im kommenden Jahr vom 3. bis zum 6. Januar wieder im Milchwerk Radolfzell statt.

Kontakt für Rückfragen

  • Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e. V. brigitte.dahlbender(at)bund.net
  • Angela Koch, Referentin für Öffentlichkeits- und Pressearbeit, BUND Baden-Württemberg, mobil: 0176.24043107, angela.koch(at)bund.net

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