BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Porsche: Geplante Waldzerstörung und miserable Klimabilanz

07. Juni 2024 | Naturschutzpolitik (BW), Naturschutz, Umweltpolitik (BW), Klimaschutz (BW), Energiewende, Verkehr (BW), Wälder, Klima und Energie (BW), Klimawandel, Mobilität

Natur- und Umweltschützer kritisieren Porsche bei Hauptversammlung.

Porsche will in Süditalien 200 Hektar Wald roden, um seine Teststrecken zu erweitern. Foto: Custodi del bosco d'Arneo.

Stuttgart. Anlässlich der heutigen Hauptversammlung der Porsche AG fordern das italienische Aktionsbündnis Custodi del Bosco d’Arneo, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre konsequentes Handeln für ernsthaften Klima- und Umweltschutz ein. Die Organisationen zeigen sich empört über die geplante Naturzerstörung für die Erweiterung einer Teststrecke in Italien, Greenwashing bei E-Fuels und eine miserable Klimabilanz, die völlig diametral zu den Nachhaltigkeitsversprechen und Klimazielen der Porsche AG stehen.
 
Italien: Waldzerstörung für Porsche-Teststrecke
Für den Ausbau seiner Teststrecke plant Porsche, etwa 200 Hektar eines geschützten Steineichenwaldes auf dem Gelände des Nardò Technical Centers in Süditalien zu fällen. Angesichts der Dürre, insbesondere in südeuropäischen Regionen, wäre das in Zeiten einer sich zuspitzenden Klimakrise ein fataler Schritt.

Gianfranco D'Eramo vom italienischen Aktionsbündnis Custodi del Bosco d`Arneo: „Die Umgehung der europäischen Beschränkungen wurde dadurch ermöglicht, dass einige Eingriffe als gemeinnützig dargestellt wurden, obwohl sie in Wirklichkeit für das Projekt von Bedeutung sind. In einem Gebiet am Rande der Wüstenbildung, inmitten eines Klimanotstands, unter Verstoß gegen die europäischen Vorschriften und ohne die betroffenen Gemeinden einzubeziehen, werden Entschädigungen versprochen, die verspätet, unzureichend und ohne Garantien wären. Die Custodi del Bosco d`Arneo vereinen aktive Bürger und Verbände, um sich dem Ausverkauf unserer Landschaft, unserer Identität und unseres Überlebens an die Interessen dieses Unternehmens zu widersetzen. Wir werden nicht zulassen, dass ein an einem Tag entwickelter Plan sie auslöscht. Unsere heutige Botschaft an Porsche ist klar: Stoppt die Bulldozer! Fangen Sie von vorne an und überdenken Sie das Projekt auf der Grundlage klarer und aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, einer korrekten Auslegung der geltenden Gesetze und der Werte, die Porsche in seiner Unternehmenspolitik hochhält.“
 
Bastian Greiner, Referent für Mobilität und Raumordnung beim Landesverband Baden-Württemberg des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Porsche muss an allen seinen Standorten, auch außerhalb Baden-Württembergs und Deutschlands, seiner unternehmerischen Verantwortung gegenüber Umwelt und Bevölkerung nachkommen und darf den Profit nicht über die Grundbedürfnisse oder gar die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort stellen! Der Verlust eines jahrhundertealten und höchst klimabedeutsamen, artenreichen Waldbiotops lässt sich weder durch einen Flickenteppich nachgepflanzter Jungbäume ersetzen noch durch besseren Brandschutz oder wenige neue Arbeitsplätze. Es ist geradezu grotesk, wenn Porsche zum Testen selbsternannter ‚nachhaltiger Zukunftstechnologien‘ bereit ist,  mittelfristig die Austrocknung und Versalzung eines ganzen Landstrichs zu riskieren und damit dessen Zukunft bewusst aufs Spiel setzt. Als BUND erklären wir uns solidarisch mit dem Kampf der Custodi für den Erhalt des Waldes. Als Teil des Aktionsbündnisses gegen Umwelt- und Naturzerstörung bei Porsche im In- und Ausland bleiben wir stets wachsam und werden Flächenfraß und widerrechtliche Eingriffe in geschützte Biotope auch weiterhin nicht hinnehmen.“
 
Greenwashing bei angeblich „klimaneutralen“ E-Fuels
Auch bei E-Fuels ist Porsche keinen relevanten Schritt weiter, diese wirklich klimaneutral zu beziehen, geschweige denn im größeren Stil zu vermarkten.

Bastian Greiner, Referent für Mobilität und Raumordnung beim Landesverband Baden-Württemberg des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Porsche feierte sich letzten Herbst für die erste Lieferung synthetischen Benzins aus der Produktionsanlage Haru Oni in Chile. Dabei reicht die Produktionsmenge von 24.600 Litern gerade einmal für gut zweitausend Sportwagen-Kilometer. Von Klimaneutralität ‚well to wheel‘ ist man nach wie vor weit entfernt. Es stehen bis heute keine einsatzbereiten und ausreichend dimensionierten DAC-Anlagen zum Absaugen von CO2 aus der Luft bereit und die Eröffnung einer Porsche-eigenen Anlage lässt aller Wahrscheinlichkeit noch länger auf sich warten. Lediglich der benötigte Wasserstoff wird derzeit mittels erneuerbarer Energie erzeugt, das CO2 muss auf absehbare Zeit extern aus einer Biogasanlage bezogen werden.  Hinzu kommen der Transport des erzeugten Methanols um den halben Globus und die Endsynthese zu E-Fuels in Europa – nach wie vor mit fossiler Energie. Mit seinem massiven Engagement für die E-Fuel-Herstellung und -weiterentwicklung befindet sich Porsche auf einem gefährlichen Irrweg und trägt dazu bei, die Ära des Verbrenners künstlich zu verlängern und effektiven Klimaschutz auszubremsen. Um seinem Klimaschutzanspruch gerecht zu werden, muss sich Porsche voll auf die batterielektrische Mobilität konzentrieren und seine Experimente mit ineffizienten und teuren vermeintlichen Alternativen schnellstmöglich beenden.“
 
Klimabilanz im Widerspruch zu Klimazielen
Statt zu sinken, sind Porsches klimaschädliche Emissionen 2023 gegenüber den Vorjahren massiv angestiegen. Direkte Emissionen stiegen um 44 Prozent, Geschäftsreisen und die eigene Fahrzeugflotte, insbesondere viele Flugreisen sorgten für einen Anstieg um 78 Prozent. Um den wirklich relevanten Klimaschaden von Porsche transparent zu machen, muss der Konzern dringend seine Gesamtemissionen besser offenlegen, die durch die Nutzung der verkauften Fahrzeuge entlang der üblichen Nutzungsdauer entstehen.

Tilman Massa, Co-Geschäftsführer Dachverband der Kritischen Aktionäre: „Es ist überfällig, dass Porsche für seine Klimabilanz reale Verbrauchswerte angibt, nicht jene, die in der Praxis ohnehin fast nie erreicht werden. Es ist fahrlässig, wie Porsche so seinen realen CO2-Fußabdruck versteckt.“

Weitere Informationen

 

Kontakt für Rückfragen

  • Bastian Greiner, Referent für Mobilität und Raumordnung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg (BUND BW), Tel.: 0711 620306-30, Bastian.Greiner(at)bund.net,
  • Tilman Massa, Co-Geschäftsführer Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Tel.: +49 221-5995647, dachverban(at)kritischeaktionaere.de

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